3. Internationaler
Otto Gross Kongress
in München

Bohème, Psychoanalyse und Revolution

15. - 17. 03. 2002 
Ludwig-Maximilians- Universität München 
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3, HS E 04 VG


Otto Gross

Vom 15. - 17. März 2002 wird in München der 3. Otto Gross Kongreß stattfinden, zu dem die 1999 gegründete Internationale Otto Gross Gesellschaft e.V. einlädt. Der Zeitpunkt, zu dem der Kongress stattfindet, wurde bewußt gewählt, denn am 17. März jährt sich der Geburtstag des Psychoanalytikers und Revolutionärs Otto Gross zum 125. Male. Zugleich folgt die Internationale Otto Gross Gesellschaft e.V. bei der Wahl des Kongreßortes nach Berlin (1999) und Zürich (2000) dem Lebensweg Gross' im umgekehrten Sinne: Gross starb unter tragischen Umständen 1920 in Berlin, hielt sich 1907 in Zürich auf, um sich dort einer Entziehungskur zu unterziehen - und wurde durch die Diagnose "Dementia praecox" seines Behandlers C. G. Jung als Wissenschaftler diskreditiert.

Schon um die Jahrhundertwende studierte Gross in München, im September 1906 zog er mit seiner Frau von Graz dann ganz nach dort und arbeitete zeitweilig als Assistenzarzt in der Psychiatrischen Klinik Emil Kraepelins. Eine seiner bedeutendsten Schriften, "Das Freud'sche Ideogenitätsmoment ..." veröffentlichte er in München als Kritik an Kraepelin, 1908 erregt er erhebliches Aufsehen mit dem Aufsatz "Elterngewalt", in dem er sich gegen die Einflußnahme von Eltern auf die psychiatrische Behandlung ihrer Kindern und für deren Selbstbestimmung aussprach und zugleich die krankmachenden familiären Bedingungen anprangerte.

Gross wurde schnell zu einer der zentralen Gestalten der Münchner Bohème. Es ist das von ihm betriebene Experiment an sich selbst, das ihn dazu machte: die Selbstanalyse, die ihn mit den eigenen Traumata der frühen Jugend konfrontierte und die ihn zugleich zu einem Magneten für all die anderen, bewußt wie unbewußt die eigenen Traumata reflektierenden Menschen, vor allem Frauen, machte.

Seine ständige Adresse und zugleich seine wirkliche "Praxis" war das Café Stephanie in der Türkenstraße. Er wurde fester Bestandteil der Anarchistenszene, seine Schriften wendeten sich später zunehmend politischen Fragen zu, ihn faszinierte der Gedanke, die Erkenntnisse der Psychoanalyse mit revolutionärer Praxis zu verbinden.

Er schrieb: "Es gilt, das Individuum selbst die Steigerung seines eigenen Seins in der freien Beziehung mit freien Menschen erleben zu lassen. Die tiefste Erfahrung ist die der freien Beziehung: die des wechselseitig durch die ungewollte freie Lebensäußerung des Individuellen ausgetauscht, die Existenz, das Sosein, die Entfaltung und den Aufstieg des einen für den anderen zum höchsten eigenen Gewinn gestaltet."

Gross versuchte 1919, Einfluß auf die erzieherischen Vorstellungen der Räterevolutionäre zu gewinnen, allein die Zeit war dafür zu knapp.

Mit dem Kongress will die Internationale Otto Gross Gesellschaft e.V. die vielfältigen Beziehungen von Otto Gross zur Münchener Bohème erhellen, Theorie und Praxis seines psychoanalytischen Ansatzes erarbeiten und sich der  Entwicklung politischer und philosophischer Vorstellungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Rückbezüge auf Gross widmen.

Photo Galerie

Kongreßbericht

Bohème, Psychoanalyse und Revolution. 3. Internationaler Otto Gross Kongress

Hrsg.: Raimund Dehmlow u. Gottfried Heuer
236 S., 14 Euro
ISBN 3-936134-06-5

Bestellungen: Verlag LiteraturWissenschaft.de


 

Das Café Stefanie in München (1918)

Veranstalter
Internationale Otto Gross Gesellschaft e.V. 

Organisation und Leitung
Raimund Dehmlow, Gottfried Heuer, Dr. Emanuel Hurwitz

Programm 

Freitag, 16.00 Uhr 

Eröffnung 
Grußworte 
Dr. phil. Werner Schubö, Ludwig-Maximilians-Universität München 
Prof. Dr. Dr. Lydia Hartl, Stadt München, Kulturreferat (angefragt) 

Festvortrag 
Dr. phil. Brigitta Kubitschek, Prien/Chiemsee:
Otto Gross im Spiegel der autobiographischen Schriften Franziska Gräfin zu Reventlows 

Ende 20.00 Uhr 

Samstag, 09.00 Uhr 

Lois Madison, Hamilton, N,Y.
Von der Synergetik zur Schizophrenie. Der Zeitfaktor bei Otto Gross 

Albrecht Götz von Olenhusen, Freiburg
Carl Schmitt, Otto Gross und die Bohème 

Diskussion 

(Pause) 

Raimund Dehmlow, Hannover
Der Fall Wertheimer oder Otto Gross als Verführer 

Prof. Jennifer Michaels, Grinnell, Iowa
Otto Gross and Karl Otten 

Dr. phil. Regula Bochsler, Zürich
Margarethe Hardegger: vom Politstar zur Verfemten 

Diskussion 

Anschließend 

19.00 Uhr 

Literarische Wanderung (Camillo Schrimpf, München), 
Ende gegen 20.30 Uhr 

Sonntag, 09.00 Uhr 

Mitgliederversammlung 

11.00 Uhr 

Bernd A. Laska, Nürnberg
Otto Gross zwischen Max Stirner und Wilhelm Reich 

Gottfried Heuer, London
"Der Skorpion im Messkelch" und "der Teufel unter der Couch": Oskar Panizza und Otto Gross - eine Seelenverwandtschaft 

Diskussion 

(Pause) 

PD Dr. phil. Bozena Choluj, Warschau
Anarchistisches, subversives Potential der Konzepte von Otto Gross

Dr. phil. Michael Raub, Villingen-Schwenningen
Von der Psychoanalyse zu einer neuen Ethik. Otto Gross' Ideen zwischen Positivismus und Intuition 

Diskussion 

Ende 18.00 Uhr

TeilnehmerInnenbeitrag
50.00 Euro, für Mitglieder der Internationalen Otto Gross Gesellschaft 30.00 Euro

Anmeldung 
Internationale Otto Gross Gesellschaft e.V. 
c/o Dr. Michael Raub 
Im Oberdorf 6-8 
D-78052 Villingen-Schwenningen 
Fax: 07721/33743 
E-Mail: michael.raub@ottogross.org

Zahlungen
Bitte mit dem Vermerk "Teilnehmer/innenbeitrag 3. Internationaler Otto Gross Kongress" auf
Konto 900 871 301, Postbank Hannover (BLZ 250 100 30)